Bolzen im Presswerk und Profile im Lager – CBAM-ready

CBAM 2026: Gut gemeint – schlecht gemacht?

22.09.2025

Warum Europas Aluminiumindustrie unter Druck gerät

Aluminium ist ein Schlüsselwerkstoff für die Zukunft: leicht, stabil und unverzichtbar für Energiewende, E-Mobilität und modernen Leichtbau. Europa produziert dabei vergleichsweise CO₂-arm – etwa durch Recycling oder Strom aus erneuerbaren Energien. Eigentlich ein Vorteil.

Doch mit dem Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) will die EU ab 2026 Importe zusätzlich belasten, die mit hohem CO₂-Ausstoß hergestellt wurden. Die Idee: Klimaschutz und fairer Wettbewerb. Die Realität: CBAM könnte Europas Aluminiumindustrie schwächen, statt sie zu schützen.

Das Problem mit der LME: Alle Alu-Typen sind gleich viel wert

Die Preise für Aluminium werden weltweit an der London Metal Exchange (LME) festgelegt. Dort gilt das Prinzip: „Cheapest to Deliver“.

Das bedeutet:

Verkäufer liefern stets das billigste Aluminium, das die LME-Mindeststandards erfüllt.
Ob es mit Kohleenergie in China oder mit Wasserkraft in Norwegen produziert wurde – im Preis macht das keinen Unterschied.
Saubere Produktion wird nicht belohnt.

Europäische Produzenten stehen doppelt unter Druck:

  • Sie investieren in CO₂-arme Produktion (Recycling, erneuerbare Energien, Effizienzmaßnahmen).
  • Gleichzeitig können sie ihre Mehrkosten nicht am Markt durchsetzen, weil die LME-Benchmark kein „grünes Signal“ gibt.

Solange die LME-Preisbildung nicht zwischen sauberem und schmutzigem Aluminium unterscheidet, bleibt der Wettbewerb verzerrt – und genau hier verstärkt CBAM die Schieflage, statt sie zu beheben.

DP Premium + CBAM = doppelte Belastung

Aluminium ist in Europa schon heute teurer als auf dem Weltmarkt. Grund dafür ist die sogenannte Duty-Paid Premium (DP Premium) – ein Aufpreis, der sich aus Transportkosten nach Europa und dem EU-Importzoll von 3 % zusammensetzt.

Ab 2026 kommt mit dem CBAM eine weitere Belastung hinzu:

  • Importiertes Aluminium wird zusätzlich verteuert, weil künftig die CO₂-Emissionen der Produktion eingepreist werden.
  • Gleichzeitig zieht der gesamte Marktpreis an – auch für europäische Hersteller, die eigentlich klimafreundlicher produzieren.

Das Ergebnis: Aluminium in Europa verliert weiter an Attraktivität. Die Industrie zahlt mehr, die Verbraucher zahlen mehr – doch die Umwelt profitiert davon kaum.

Cheapest to Deliver & Auswirkungen auf CBAM

Das sogenannte „Cheapest to Deliver“-Prinzip betrifft alle Lagerhäuser der LME weltweit. Der Verkäufer kann z.B. sein Aluminium nach Kuala Lumpur liefern und damit seinen Vertrag erfüllen, auch wenn es für Europa gekauft wurde. Die DP Premium funktioniert dabei ähnlich wie das „Merit-Order“-Prinzip im Energiemarkt: Immer der teuerste Preis wird verrechnet, inklusive Fracht vom am weitesten entfernten Lagerhaus. Damit entstehen zusätzliche Kosten für europäische Käufer, unabhängig davon, wo das Aluminium ursprünglich produziert wurde.

Schlupflöcher untergraben das System

Damit CBAM funktioniert, müsste der CO₂-Fußabdruck jedes Produkts genau erfasst werden. Doch hier liegen die größten Schwächen:

  • Falsche Deklaration: Primäraluminium wird als Recycling-Aluminium ausgegeben – sieht sauber aus, ist es aber nicht.
  • Herkunft verschleiern: Exporte über Drittländer verschleiern, wo das Aluminium wirklich produziert wurde.
  • Nur Mindeststandards an der LME: Klimabilanz spielt dort keine Rolle – CO₂-intensives Metall mischt sich problemlos in den Markt.
  • Unklare Berechnungen: Unterschiedliche Methoden weltweit machen Vergleich und Kontrolle fast unmöglich.

Schlupflöcher belohnen die Falschen. Europas ehrliche Produzenten zahlen, während schwarze Schafe profitieren.

Die Hauptkritikpunkte am CBAM

Das Aluminium Journal hat die Nachteile treffend zusammengefasst:

  1. Wettbewerbsnachteile für Europa – hohe Kosten, kein Bonus für saubere Produktion.
  2. Höhere Preise für Verbraucher – Aluminiumprodukte wie Autos, Fenster oder Verpackungen werden teurer.
  3. Schlupflöcher und Kontrolldefizite – CO₂-intensive Importe können getarnt weiter in die EU gelangen.
  4. Gefahr der Deindustrialisierung – wenn Betriebe abwandern, verliert Europa Arbeitsplätze und Wertschöpfung, während weltweit womöglich mehr CO₂ entsteht.

Fazit: Klimaschutz ja – aber fair und wirksam

CBAM ist ein politisch gut gemeinter Ansatz: Er soll verhindern, dass CO₂-intensive Importe die Klimaziele der EU unterlaufen. In der Praxis droht jedoch das Gegenteil: Dekarbonisierung durch Deindustrialisierung.

Das Risiko im Überblick:

  • Europa verliert Industrie und Wettbewerbsfähigkeit.
  • Verbraucher zahlen höhere Preise. Alles, was Aluminium enthält – Autos, Fensterrahmen, Verpackungen – wird teurer.
  • Die Umwelt profitiert nicht – im schlimmsten Fall verschlechtert sich die CO₂-Bilanz sogar.
Ein Mann steht vor einem Gabelstapler im mejo Lager

Damit CBAM wirklich zum Instrument für Klimaschutz und fairen Wettbewerb wird, braucht es Nachbesserungen:

  • Schließen von Schlupflöchern – um zu verhindern, dass falsche Deklarationen und Umwege über Drittländer die Regelungen ins Leere laufen lassen.
  • Transparente und vergleichbare CO₂-Daten – nur so lässt sich sauber produziertes Aluminium von „schmutzigem“ unterscheiden.
  • Ein Markt, der grünes Aluminium belohnt – z. B. durch Aufpreise oder Zertifizierungssysteme, die CO₂-arme Produktion sichtbar machen.
  • Faire Wettbewerbsbedingungen für europäische Hersteller – damit Investitionen in Recycling, erneuerbare Energien und Effizienzmaßnahmen nicht zum Nachteil werden.

Kurz gesagt: CBAM kann ein wichtiges Werkzeug sein – aber nur, wenn es den Klimaschutz real stärkt, statt ihn zu bürokratisieren und zu verteuern.

CBAM und mejo

Wir nehmen unseren Kund:innen den kommenden Stress ab. Unsere Aluminiumprofile, Verbundplatten und das gesamte Zubehör sind CBAM-ready und bedeuten für unsere Kund:innen keinen zusätzlichen CBAM-Aufwand.